Herr Dr. von der Planitz, die Digitalisierung ist in aller Munde. Auch die Otto Group ist bei diesem Thema ganz vorne dabei und hat ihr Geschäftsmodell mehr und mehr in diese Richtung ausgerichtet. Wie viel Risikobereitschaft und Mut gehören zu einem solchen Schritt? Bedarf es dazu guter Berater?
Zunächst einmal braucht man dazu vor allem die Erkenntnis für die Notwendigkeit im Großen. Diese Erkenntnis muss auf einer möglichst breiten Basis stehen, das heißt, sie muss hinreichend weit in die Organisation getragen werden, sodass möglichst viele Menschen in der Organisation wissen, dass der Weg in Richtung umfassender Digitalität eine Notwendigkeit ist. Nichtsdestotrotz braucht man dann Mut und Veränderungswillen. Berater können bei dem Weg helfen, aber der Kernpunkt ist die Erkenntnis, dass die Digitalisierung eine absolute Notwendigkeit ist, um die Zukunftsfähigkeit der Firma zu sichern.
Sie haben ja gerade schon angesprochen, dass es weniger ein technischer Wandel ist, sondern mehr ein Kulturwandel. Sie sitzen da an einer wichtigen Schaltstelle. Wie schafft man es, die eigenen Mitarbeiter für die Sache zu begeistern?
Es fängt damit an, dass ich die Mitarbeiter für die Notwendigkeit zu digitalisieren sensibilisiere, indem ich die Menschen bewusst auf die Entwicklung im Markt und im Wettbewerbsumfeld hinweise und ihnen die Implikationen auf das Geschäft klar mache. Die Erkenntnis für die Notwendigkeit des Wandels ist die Grundvoraussetzung. Dann kommt es in der Tat darauf an, die Mitarbeiter Schritt für Schritt mitzunehmen.
Aus dem Grund haben wir vor einiger Zeit aus der Unternehmensstrategie heraus einen Kulturwandelprozess eingeleitet. Wir nennen das Kulturwandel 4.0. Da geht es nicht nur um „harte Maßnahmen“, sondern vor allem um Fragen der Zusammenarbeit, Fragen der Transparenz, Fragen von Vertrauen und letztlich auch Fragen von profanem, aber immer wieder wichtigen Change-Management.