Woher nehmen Sie Ihre Inspiration? Kommt sie hauptsächlich von Start-Ups oder gibt es noch weitere Inspirationsquellen?
Grundsätzlich vom Markt in Gänze. Dazu gehören nicht nur die Start-Ups. Natürlich guckt man sich sehr genau die internationalen Top-Player an, gerade Google, Amazon, Alibaba. Sicherlich sind auch Facebook und Apple geradezu Innovationsmaschinen, die wir natürlich ebenfalls beobachten. Daneben gucken wir auf Start-Ups, aber auch generell auf andere Wettbewerber am Markt.
Zweites Thema ist, dass wir in unserem diversifizierten Projektportfolio auch sehr stark auf internen Wissenstransfer setzen. Das heißt, wir versuchen sicherzustellen, dass wir Ideen, die in einem Tochterunternehmen entstehen, identifizieren und nutzbar machen auch für andere Tochterunternehmen, das ist ein zweiter sehr wichtiger Weg. Und ein dritter sehr wichtiger Weg sind einfach kreative Ideenfindungsprozesse wie Hackathons, Datathons oder Innovation Days, die es bewusst zulassen, ganz neu auf einem weißen Blatt Papier mit unterschiedlichen Methodiken Ideen zu entwickeln.
Im Mai dieses Jahres haben Sie angekündigt, dass otto.de sich zu einer Plattform weiterentwickeln soll, auf der auch externe Händler ihre Produkte anbieten. Wie schafft man es dabei, die eigene Marke stabil zu halten?
Zunächst einmal: Die Marke wird sich selbstverständlich verändern. Die Kunden sollen ja Veränderungen, das neue Wertversprechen und den Zusatznutzen, den ihnen OTTO als Plattform künftig geben wird, auch wahrnehmen und mit der Marke verbinden. Das heißt, absolute Markenstabilität ist gar nicht das Ziel. Nichtsdestotrotz wird es schon darauf ankommen, wesentliche Markenwerte von OTTO, das sich bereits erfolgreich vom Kataloggeschäft in den 90ern und frühen 2000ern zu einem E-Commerce orientierten Geschäft gewandelt hat, auch auf die nächste Evolutionsstufe, die da Plattform heißt, zu übertragen. Die wesentlichen Markenwerte, die OTTO heute beim Kunden beliebt machen, sind natürlich Themen wie Verlässlichkeit und menschliche Nähe zu unseren Kunden, und die gilt es auch weiterhin hochzuhalten.
Zurück auf die internen Strukturen. Aktuell vollzieht sich ja ein Generationenwandel und damit einhergehend auch ein Wandel der Ansichten. Damit steigt aber auch die Unsicherheit, wie es weitergehen soll. Sehen Sie das eher als Fluch für Führungskräfte oder als eine große Chance?
Zunächst einmal ist das eine Herausforderung. Und wie bei allen Herausforderungen werden gute Führungskräfte darin vor allem die Chancen erkennen. In diesem Fall vor allem die Möglichkeit, durch neue Führungsmuster zu schnelleren und flexibleren Arbeitsweisen zu kommen. Denn eine wesentliche Thematik der Digitalisierung ist die Veränderungsgeschwindigkeit. Und da helfen mir transparentere Arbeitsweisen und flachere Entscheidungshierarchien dabei, in eine höhere Geschwindigkeit und eine höhere Flexibilität zu kommen.