Die Gesundheitsbranche befindet sich noch ziemlich am Anfang ihrer digitalen Transformation und ist auch nicht wirklich mit der Musikbranche zu vergleichen. Der stark regulierte Markt, die Komplexität von medizinischen Produkten und die enorme Bedeutung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit erfordern andere Mechanismen und Strukturen als in der Musikbranche. Nicht zuletzt entscheidet der Konsument von Musik nach Interessenlage, Komfort und Geschmack, wohingegen bei Patienten und Kunden von Gesundheitsprodukten die Notwendigkeit für eine bestmögliche Genesung der ausschlaggebende Grund für die Wahl eines Produkts oder einer Dienstleistung ist. Dadurch gestaltet sich nicht nur die Vermarktung, sondern auch die Wertschöpfung hier ganz anders als in der Musikbranche.
Jedoch gibt es eine Reihe an Erfahrungswerten, die die Gesundheitswirtschaft und andere Industrien aus dem Digitalisierungsprozess der Musikbranche ziehen können. Protektionismus, Machterhaltung, Informationsisolation und das Ignorieren von Trends und Konsumentenvorlieben führen in einer digitalen Welt, in der der Kunde die freie Wahl hat, nicht zu langfristigem und nachhaltigem Erfolg.
Die Gewinner der digitalen Transformation auch im Gesundheitswesen werden diejenigen sein, die Kreativität, Experimentierfreudigkeit, Risikobereitschaft und den Mut zu Veränderung mitbringen, um die eingetreten Pfade zu verlassen und komplett neue Wege zu gehen. Dazu gehört eine Veränderung des Top-Down-Mindsets, hin zu einer patientenzentrierten Strategie und das Bewusstsein, dass Innovationen nicht mehr zwingend selbstständig aus dem eigenen Unternehmen heraus realisiert werden müssen oder können. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Technologieanbietern und anderen industriefremden Akteuren wird darüber entscheiden, wer die Nase zukünftig vorn hat. Die Zeiten von Ego-Systemen sind vorbei. In der global vernetzten und informationsdemokratisierten Welt von heute profitieren diejenigen, die in Öko-Systemen denken und handeln.
Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss den folgenden Satz: Wenn ich an ein digitalisiertes Gesundheitswesen denke, dann …
… wünsche ich mir schnellere und bessere Diagnosen durch barrierefreien Zugang zu ganzheitlichen Patienteninformationen. Wobei der Patient die Kontrolle über die Speicherung und Verbreitung seine Daten behält. Ich kann mir zudem vorstellen, dass der Zugang zu ärztlicher Beratung für Menschen auf dem Land durch Apps und Telemedizin einfacher wird, dass Krankheiten durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schneller und besser erkannt werden können und dass Spezialisten durch Augmented- und Virtual Reality Applikationen weltweit ortsunabhängiger zusammenarbeiten werden. Generell denke ich, dass in einem digitalisierten Gesundheitswesen alle Akteure besser vernetzt sein werden und dadurch individuelle, patientenzentrierte Versorgungskonzepte ermöglichen.