Interview mit Matthias Strobel: Digitalisierung der Musikbranche

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Inhalt

Die Gesundheitsbranche befindet sich noch ziemlich am Anfang ihrer digitalen Transformation und ist auch nicht wirklich mit der Musikbranche zu vergleichen. Der stark regulierte Markt, die Komplexität von medizinischen Produkten und die enorme Bedeutung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit erfordern andere Mechanismen und Strukturen als in der Musikbranche. Nicht zuletzt entscheidet der Konsument von Musik nach Interessenlage, Komfort und Geschmack, wohingegen bei Patienten und Kunden von Gesundheitsprodukten die Notwendigkeit für eine bestmögliche Genesung der ausschlaggebende Grund für die Wahl eines Produkts oder einer Dienstleistung ist. Dadurch gestaltet sich nicht nur die Vermarktung, sondern auch die Wertschöpfung hier ganz anders als in der Musikbranche.

Jedoch gibt es eine Reihe an Erfahrungswerten, die die Gesundheitswirtschaft und andere Industrien aus dem Digitalisierungsprozess der Musikbranche ziehen können. Protektionismus, Machterhaltung, Informationsisolation und das Ignorieren von Trends und Konsumentenvorlieben führen in einer digitalen Welt, in der der Kunde die freie Wahl hat, nicht zu langfristigem und nachhaltigem Erfolg.
Die Gewinner der digitalen Transformation auch im Gesundheitswesen werden diejenigen sein, die Kreativität, Experimentierfreudigkeit, Risikobereitschaft und den Mut zu Veränderung mitbringen, um die eingetreten Pfade zu verlassen und komplett neue Wege zu gehen. Dazu gehört eine Veränderung des Top-Down-Mindsets, hin zu einer patientenzentrierten Strategie und das Bewusstsein, dass Innovationen nicht mehr zwingend selbstständig aus dem eigenen Unternehmen heraus realisiert werden müssen oder können. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Technologieanbietern und anderen industriefremden Akteuren wird darüber entscheiden, wer die Nase zukünftig vorn hat. Die Zeiten von Ego-Systemen sind vorbei. In der global vernetzten und informationsdemokratisierten Welt von heute profitieren diejenigen, die in Öko-Systemen denken und handeln.

Bitte vervollständigen Sie zum Abschluss den folgenden Satz: Wenn ich an ein digitalisiertes Gesundheitswesen denke, dann …

… wünsche ich mir schnellere und bessere Diagnosen durch barrierefreien Zugang zu ganzheitlichen Patienteninformationen. Wobei der Patient die Kontrolle über die Speicherung und Verbreitung seine Daten behält. Ich kann mir zudem vorstellen, dass der Zugang zu ärztlicher Beratung für Menschen auf dem Land durch Apps und Telemedizin einfacher wird, dass Krankheiten durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schneller und besser erkannt werden können und dass Spezialisten durch Augmented- und Virtual Reality Applikationen weltweit ortsunabhängiger zusammenarbeiten werden. Generell denke ich, dass in einem digitalisierten Gesundheitswesen alle Akteure besser vernetzt sein werden und dadurch individuelle, patientenzentrierte Versorgungskonzepte ermöglichen.


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Matthias Strobel

Vita & Lebenslauf

Matthias Strobel ist Brückenbauer zwischen (Kreativ)industrie und Digitalwirtschaft.

Nach seiner Ausbildung als Kaufmann für audiovisuelle Medien beim ZDF und seinem Studium der Wirtschaftskommunikation an der HTW Berlin, gründete er 2011 das international mehrfach ausgezeichneten Musiktechnologie Startup „Nagual Sounds“.

Im Sommer 2015 verließ er dort das operative Geschäft und startete „Friedrichshain Hilft e.V.“, um sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Daraufhin wurde er mit der Aufgabe betraut, eine Flüchtlingsunterkunft aufzubauen, die er hauptberuflich bis April 2016 leitete. Im Anschluss setzte Matthias Strobel seine Arbeit mit Geflüchteten fort, gründete das Social-Startup „ZwischenWerk gUG“ und startete das Projekt „Creative Coding School“, um sozial benachteiligten Menschen Fähigkeiten in Zukunftstechnologien wie Robotik und IoT beizubringen.

Seine Leidenschaft für Musik und die enormen Möglichkeiten der Digitalisierung und neuer Technologien führten ihn im Frühjahr 2016 zum Music Tech Fest, für das als PR & Partnership Manager tätig war. Neben diesen Tätigkeiten arbeitete Matthias Strobel er als freiberuflicher Berater für Start-ups in der Kreativwirtschaft und kuratiert interdisziplinäre Kunst- und Medienprojekte.

Seit Juli 2017 ist er Präsident von „MusicTech Germany“, dem Bundesverband Musiktechnologie Deutschland e.V. und leitet seit Februar 2018 WickedWork, eine Agentur für Innovations-Management und Kreativtechnologie-Beratung. Matthias Strobel ist Keynote Speaker für Kreativtechnologie und Digitalisierung, und hat MAGNA, eine Initiative zur Vernetzung und Förderung von Frauen in Technologieberufen der Kreativwirtschaft, gegründet.

Beruflicher Werdegang:

  • 02/2018 – heute: Gründer und Geschäftsführer WickedWork UG
  • 05/2017 – heute: Gründer und Präsident Bundesverband Musiktechnologie Deutschland e.V.
  • 06/2016 – heute: Geschäftsführer ZwischenWerk gUG
  • 04/2016 – 12/2017: PR & Partnership Manager MusicTech Fest
  • 02/2016 – 05/2017: Co-founder Creative Coding School
  • 09/2016 - 11/2016: Social Media Manager AIOTI
  • 11/2015 - 03/2016: Leiter Flüchtlingsunterkunft Humanistischer Verband Deutschland
  • 10/2012 - 11/2015: Gründer und Chief Marketing Officer Nagual Sounds
  • 03/2007 - 09/2008: Redaktionsassistent ZDF
  • 09/2002 - 09/2008: Eventkoorinator ZDFtivi
  • 01/2004 - 12/2005: Redakteur vom Dienst ZDF

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